Ärgernis im Energiemanagement: Die neue ISO 50001
Pflichten haben selten schöne Namen. Das gilt auch für ISO 50001. ISO 50001 ist eine weltweit gültige Norm der International Organization for Standardization (ISO). Darin finden sich die Anforderungen an ein Energiemanagementsystem (EnMS). Mit Hilfe dieses Systems sollen Unternehmen des produzierenden Gewerbes ihre Energieeffizienz erhöhen und die Energienutzung optimieren. Ab 2013/14 ist die Einführung von ISO 50001 Voraussetzung für Energie- und Stromsteuerermäßigungen im Rahmen des Spitzenausgleichs. Ab 2015 müssen die Unternehmen obendrein eine ordentliche Zertifizierung vorweisen.
Aber wem dient ISO 50001 wirklich? Vor allen Dingen einem politischen Ziel: Der Energieeffizienzsteigerung – 20 Prozent mehr Energieeffizienz bis 2020. So sieht es die EU-Energieeffizienzrichtlinie für alle Mitgliedsstaaten vor. Des Weiteren profitieren die Energieversorger (EVU). Die Umsetzung der ISO 50001 ermöglicht es den Versorgern, stundengenau in die Verbräuche ihrer Kunden einzusehen. Das erleichtert und verbessert nicht nur den Einkauf der EVU. Das hilft ebenso den Netzbetreibern. Mit einer genaueren Einschätzung der zu erwartenden Strommengen können sie ihre Netze besser auslasten. Und natürlich leistet die Norm den Zertifizierungsstellen gute Dienste – mit dem Ausstellen der Bescheinigungen lässt sich ordentlich Geld verdienen.
Was ist mit den betroffenen Unternehmen selbst? Sicherlich, wer seinen Energieverbrach ordentlich organsiert, spart Energie und Kosten. Allerdings müssen die Betriebe nun mehr Überwachung und höhere Kosten hinnehmen. Die Frage ist: Haben die Unternehmen nicht auch ohne Vorschriften ein natürliches Interesse an mehr Energieeffizienz? Schließlich kennen die Energiepreise seit Jahren nur eine Richtung – die nach oben. Mag sein, dass die neue Norm die Prozesse beschleunigt. Doch der Gedanke drängt sich auf – ISO 50001 ist eine moderne Version des Ablasshandels.