Fehlentscheidung: Das Aus für die Kraft-Wärme-Kopplung
Ab dem 1. 8. tritt das neue EEG in Kraft. Dann müssen Betreiber von KWK-Anlagen zahlen, wenn sie ihren selbsterzeugten Strom auch selbst verbrauchen. Ab August beläuft sich die Höhe der Abgabe auf 30 Prozent der EEG-Umlage. Bis 2017 steigt sie auf 40 Prozent.
Ist das sinnvoll? Nein. Damit wird eine Technologie belastet, die die Energiewende maßgeblich vorantreiben kann. KWK-Anlagen erreichen einen Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent – das spart Ressourcen und CO2. Außerdem lassen sie sich flexibel hoch- und runterfahren, sind somit also die optimale Ergänzung zu den Erneuerbaren. Überdies gilt: Je mehr Strom vor Ort erzeugt und genutzt wird, desto weniger neue Stromnetze werden benötigt.
Abgesehen davon kommt die Neuregelung zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Kraft-Wärme-Kopplung leidet unter einer speziellen Auswirkung der Energiewende – dem stark gesunkenen Börsenpreise für Strom. Weil der Gaspreis zudem – relativ gesehen – hoch liegt, sinkt die Rentabilität der Kraftwerke. Schon jetzt lohnen sich Neubau und Modernisierungen kaum noch. Teilweise drohen bereits Stilllegungen. Im Prinzip waren nur noch solche Anlagen wirtschaftlich interessant, die zur Eigenstromproduktion genutzt werden. Was passiert, wenn Eigenverbraucher mit 40 Prozent der EEG-Umlage belastet werden, liegt auf der Hand.
Das ist schade. Zumal sich die Politik eigentlich auf einem guten Weg befand. Im Koalitionsvertrag aus dem letzen Jahr hieß es, bis 2020 wolle man den Anteil an KWK-Strom auf 25 Prozent erhöhen. Der Erfolg lässt sich in der Erzeugungsstruktur ablesen. 2011 wurden rund 50 Terawattstunden Strom in Eigenerzeugung produziert – zu 60 Prozent mit Kraft-Wärme-Kopplung. Die Industrie ist daran maßgeblich beteiligt. Derzeit sind gut 25.000 Unternehmen in Selbsterzeugung- und verbrauch tätig. Weitere 25.000 Unternehmen planen den Einstieg, so der Deutsche Industrie-und Handelstag. Eigentlich. Denn das dürfte sich nun ändern.