Keine neuen Stromtrassen mit Horst Seehofer?
Ohne neue Stromtrassen gelingt die Energiewende nicht. Darüber sind sich alle einig. Denn Norddeutschlands Windstrom muss in die großen Verbraucherzentren des Südens gelangen. Umgekehrt gilt es, Sonnenstrom aus dem Süden in den Norden zu leiten.
Deshalb sind insgesamt drei Trassen geplant. Zwei davon werden von CSU-Präsident Horst Seehofer torpediert – SuedLink und die Süd-Ost-Passage. SuedLink ist 800 Kilometer lang, startet in Schleswig-Holstein und endet im Raum Grafenrheinfeld, Bayern. Die Süd-Ost-Strecke ist 450 Kilometer lang, beginnt in Sachsen-Anhalt, Endpunkt liegt in Meitingen, Bayern. Der Bau von SuedLink galt bislang als ausgemacht. Neu ist, dass Seehofer auch die 450 Kilometer lange Strecke ablehnt. Er beanstandet Milliardenkosten und Eingriffe in die Natur, welche die Bauten zweifelsohne mit sich ziehen.
Sein Gegenvorschlag: Bayern soll sich mit Gaskraftwerken unabhängig von neuen Leitungen machen. Nun ist eine dezentrale Energieversorgung erst mal nicht schlecht. Doch ausgerechnet mit Gaskraftwerken? Der – vermeintlich – billige Ökostrom drängt diese Anlagen aus dem Markt. Das beste Beispiel befindet sich in Irsching. Dort steht das modernste Gaskraftwerk der Welt. Trotzdem rentieren sich die zwei Blöcke mit einem Wirkungsgrad von rund 60 Prozent nicht. Betreiber E.ON wollte Irsching letztes Jahr schon schließen, da eilte Stromnetzbetreiber Tennet zur Hilfe und beteiligte sich an den Betriebskosten. Oder besser formuliert: Tennet beteiligt die Stromkunden an den Kosten. Denn der Netzbetreiber holt sich sein Geld über die Netzentgelte zurück.
Somit ist Irsching nicht nur in puncto Unwirtschaftlichkeit ein Beispiel. Setzt sich Seehofer durch, werden weitere Gaskraftwerke die Unterstützung der Stromkunden benötigen. Ob das preiswerter wird als die Stromtrassen?