Der Wasserhammer: Lärmschutz im Meer
Der Bau von Offshore-Windparks ist gefährlich für empfindliche Meerestiere. Der Lärm unter Wasser kann im schlimmsten Fall tödlich wirken, so der Naturschutzbund NABU. Kurzum: Energiewende und Umweltschutz kommen sich gewaltig in die Quere.
Die Verankerung der Windrad-Fundamente ist ein besonders kritischer Moment. Riesige Stahlrohre werden mit hydraulischen Hämmern in den Meeresboden gerammt. Der von NABU geforderte Schallgrenzwert von 160 Dezibel wird dabei teilweise um das Dreifache überschritten.
Unterschiedliche Lösungsansätze sind denkbar. Beispielsweise Windräder auf schwimmenden Konstruktionen. Oder Luftblasen als Schallschutzwand. Doch eine Technik scheint besonders raffiniert. Die Idee stammt von Fistuca BV, einer Firma aus Eindhoven in den Niederlanden. Statt eines Stahlhammers nutzt die Fistuca Wasserdruck. „BLUE Piling Technology“, heißt das System. Es funktioniert wie folgt:
Ein Stahlrohr wird mit Wasser gefüllt. Unten schließt das Rohr mit einer Stahlplatte ab. Über dieser Platte ist eine Verbrennungskammer. Unterhalb des Rohrs befindet sich der Pfeiler, der in die Erde gestoßen werden soll.
Besagte Kammer wird mit einem Gasgemisch gefüllt. Entzündet man das Gas, entsteht ein gewaltiger Druck. Durch den Druck schießt die Wassersäule nach oben. Gleichzeitig wird der Pfeiler darunter – wie gewünscht – ins Erdreich gedrückt. Nach der Explosion „fällt“ das Wasser natürlich wieder herunter. Dabei erzeugt es einen zweiten Impuls, der die Säule ein weiteres Mal in den Boden treibt.
Das Projekt ist noch in der Entwicklungsphase. Es lässt sich gut an: Untersuchungen an einem Prototyp haben eine Lärmreduzierung um 25 Dezibel im Vergleich zu hydraulischen Hämmern gemessen. Damit ließen sich die deutschen Grenzwerte einhalten, so die Entwickler gegenüber dem Deutschlandfunk. Man hoffe auf einen erfolgreichen Abschluss für 2015, heißt es weiter. Nach Eigenauskunft von Ficusta ist das Projekt sogar kosteneffizient. Mit etwas Glück werden also nicht nur die Meeresbewohner von dem Wasserhammer profitieren. Sondern auch die deutschen Stromabnehmer – denn die zahlen letztlich den Offshore-Ausbau.