Chefnotiz am Donnerstag 25.09.2014

Droht neue Umlage für Gasspeicher?

Bayern fordert eine Aufstockung der deutschen Gasreserven. Für mindestens 45 Tage sollen sie reichen. Klingt vernünftig, denkt man an die Ukraine-Krise. Aber wer soll das finanzieren? Schließlich ist es Konsens unter den Betreibern – Gasspeicher lohnen sich nicht mehr. Dafür gibt es prinzipiell zwei Gründe: 

1.     Das saisonale Preismuster hat sich zu Ungunsten der Gasspeicherbetreiber entwickelt. Deren Geschäftsmodell beruhte darauf, im Sommer zu niedrigen Preisen einzuspeisen und im Winter teuer zu verkaufen. Doch die Preisdifferenz ist auf zwei Euro zusammengeschrumpft – ursprünglich lag sie bei vier bis sechs Euro. Dabei ist der milde Winter von 2013/14 nicht alleinige Ursache. In erster Linie verfestigt die Deregulierung des Marktes die Situation. Vor der Entflechtung unterstand das Gasgeschäft gesamthaft den Konzernen. Jetzt bestimmen die Einzelinteressen der Marktakteure das Geschehen. Die Vorräte werden zum Handeln genutzt, während die Wahrung der Reserven in den Hintergrund gerät.

                                                                                 

2.     Zudem bereitet der allgemeine Gaspreisverfall Probleme. Schuld daran ist zum einem die Energiewende. Die Erneuerbaren drängen Gaskraftwerke aus dem Markt, folglich wird weniger Gas benötigt. Zum anderen herrscht ein Überangebot, ausgelöst durch Wirtschaftskrise und Shale-Gas-Boom in den USA.

 

Wirtschaftlichkeit hin oder her, strategische Reserven könnten per Gesetz festgeschrieben werden. Will man die Gasspeicherbetreiber nicht vorsätzlich ruinieren, wird man sie entschädigen müssen. Ein Schelm, wer nicht an Neubelastungen für den deutschen Staatsbürger denkt. Bessert sich die Lage in der Ukraine nicht zügig, dürfte es jedoch tatsächlich keine Alternative geben.

Daher zwei kleine Anregungen für die rechtliche Ausgestaltung: Man sollte die Umlage regelmäßig auf ihre Notwendigkeit überprüfen. Außerdem darf sie nicht für die Ewigkeit gelten, sonst droht alles Schlechte der Planwirtschaft.

In diesem Zusammenhang zuletzt noch ein Vorwurf in Richtung Politik: Der Verkauf der Wintershall-Speicher an die Tochtergesellschaft von Gazprom hätte verhindert werden müssen. Nun befinden sich 20% der deutschen Speicherkapazitäten in russischer Hand.