Chefnotiz am Montag 09.02.2015

Griechenlands Bodenschätze. Warum keiner darüber spricht!

Mehr Geld für Griechenland und keins mehr für die Gläubiger. Der „Euroschreck“ regiert jetzt, eine Koalition aus der linken Syriza-Partei und den rechtspopulistischen „Unabhängigen Griechen“. Zu Recht ist der Rest Europas empört. Die Zahlen können Schwindel verursachen – gut 320 Milliarden Euro Schulden, also fast 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Jedoch könnten die Hellenen ganz anders dastehen. Schon seit Jahrzehnten heißt es, das Land verfüge über gewaltige Rohstoffreserven. 2012 bestätigte eine Studie des Geologen Antonis Foscolos: Die Öl- und Gasvorkommen könnten über 25 Jahre hinweg insgesamt rund 600 Milliarden Dollar einbringen.
Warum wird dieser Schatz nicht gehoben? Ein wichtiger Grund ist, dass der Staat nicht freie Hand hat. Bislang darf nur innerhalb der eigenen Zwölfmeilenzone gebohrt werden. Um die Zuständigkeit hinter dieser Zone wird gekämpft. Die Türkei  erhebt Ansprüche auf die Vorkommen in der Ägäis, Ägypten und Libyen auf die in den Gebieten südlich von Kreta.
Doch bei Licht betrachtet scheint das nicht Grund genug. Statt sich mit Brüssel und der Troika auseinanderzusetzen, könnte Regierungschef Tsipras seine Energien ebenso auf die Beilegung der Streitigkeiten mit der Türkei, Ägypten und Libyen verwenden. Warum das nicht geschieht, ist wirklich eine berechtigte Frage. Auf der Suche nach Antworten landet der Neugierige schnell bei den sogenannten Verschwörungstheoretikern.
Eine steile These ist zu finden beim Kopp-Verlag, unter dem Titel “BND enthüllt: So betrügen uns die Griechen“. Nach „übereinstimmenden Angaben des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND und deutscher Diplomaten“ unterlaufen diese die Sparauflagen vorsätzlich. Nach dem ersten Schuldenschnitt wolle die Regierung einen zweiten provozieren.  Staatsbankrott und Wiedereinführung der Drachme als großes Finale. Öl- und Gas würden erst dann gefördert, wenn die Gläubiger all ihre Rechte verloren haben. The winner takes it all – in dem Fall die Griechen. Soweit, so plausibel.
Bleibt die Frage, warum die EU die eindeutig nachgewiesenen Vorkommen nicht als Sicherheit für ihre Rettungspakte einfordert. Auch dafür liefert der Kopp-Verlag eine Antwort: Hier ginge  es um geopolitische Interessen der USA. Griechenland habe sich mit Washington und Ankara gegen den Hauptzahler der EU verbündet. Nämlich Deutschland. Sinnvoll, denn wer Kontrolle über Deutschland hat, hat gleichzeitig die EU im Griff. Um griechisches  Öl oder Gas wird es jedenfalls nur bedingt gehen, davon haben die Amerikaner selber genug.
Zwar stammt die Theorie des Verlags aus dem Jahr 2012. Fügt sich aber nach wie vor hervorragend in das Geschehen ein. Gerade noch forderte US-Präsident Obama die EU indirekt auf, Griechenland weiter im Euro zu halten. Ein Schelm, wer Böses denkt.