Chefnotiz am Montag 19.01.2015

Keystone-XL – Wie entscheidet Obama?

Keystone-XL heißt die Pipeline, welche Rohöl aus Ölsanden von Kanada in die Raffinerien am Golf von Mexiko bringen soll. Unter Volllast ließen sich in der 2.700 Kilometer langen Leitung täglich 830.000 Barrel fördern.  Dabei entstünden Schätzungen zufolge bis zu 40.000 Arbeitsplätze. So jedenfalls die Argumente der Befürworter, die sich, wenig überraschend, vor allen Dingen im Lager der Republikaner befinden. Die Demokraten – allen voran Präsident Obama – bilden das Lager der Gegner. Diese halten den Abbau der kanadischen Ölsande für ökologisch fragwürdig. Zudem befürchten sie, durch den Bau der Pipeline würde der Abbau noch verstärkt. Was wiederum zu einem stärkeren Ölkonsum und höherem Schadstoffausstoß führe. Die These in Kürze: Je mehr Öl in den Markt fließt, desto niedriger der Preis. Und je mehr der Preis fällt, desto höher ist der Verbrauch.
Klingt logisch. Das erste Argument trifft auch voll zu, wie man am Sinkflug des Ölpreises beobachten kann. Aber dem zweiten Argument  lassen sich Fakten entgegenhalten. Der Ölkonsum  steigt nicht etwa, sondern er sinkt. In den OECD-Staaten befand sich der Verbrauch schon 2013 auf dem Stand von 2002. Ein Ende des Trends ist nicht absehbar. Auch der Ölverbrauch der Schwellenländer wird langfristig sinken. Einer Studie der Universität Stanford zufolge liegt der Wendepunkt im Jahr 2030 und zwar selbst bei anhaltendem Wachstum dieser Länder. Soweit zur Rhetorik.
Letztlich ist die Entscheidung um Keystone-XL ein Machtspiel zwischen Republikanern und Demokraten. Theoretisch stehen die Zeichen gut für die Republikaner. Nach der Wahlniederlage im letzten November  dominieren sie zum ersten Mal seit acht Jahren wieder beide Kongresskammern. Praktisch dürfte das Veto des Präsidenten ihre Pläne vereiteln. Sollte die Pipeline nach dem Repräsentantenhaus auch im Senat gebilligt werden, werde Obama Einspruch einlegen, kündigte er letzte Woche an. Fast ein wenig schade, hätte der Bau der Pipeline  doch zu einem weiteren Absinken des Ölpreises geführt. Und den Peak-Oil-Apologeten einen weiteren Schlag versetzt.