Chefnotiz am Dienstag 11.03.2014

Kosten für Netzausbau lassen sich drastisch senken

Der Netzausbau – teuer , unpopulär, viel zu langsam. Und trotzdem unverzichtbar für das Gelingen der Energiewende.
Jedoch: Umfang und Kosten des konventionellen Ausbaus lassen sich deutlich senken. Das belegt eine Studie aus dem letzten Jahr. Erstellt in Gemeinschaftsarbeit von der Beratungs- und Ingenieurgesellschaft P3 energy und dem Institut für Hochspannungstechnik der RWTH Aachen.
Erste wichtige Erkenntnis: Dezentral erzeugter Strom sollte am besten vor Ort genutzt werden. Schickt man grünen Strom gar nicht erst in die anderen Netzebenen, also das Hoch- und Höchstspannungsnetz, werden davon auch weniger gebraucht.
Hintergrund: Die Energiewende findet im erheblichen Maße dezentral statt. 97 Prozent der Erneuerbaren Energien sind an das Verteilnetz (Nieder- und Mittelspannung) angeschlossen. 98 Prozent der Stromkreislängen sind Verteilnetzbetreibern zugeordnet. 99 Prozent der deutschen Netzbetreiber sind Verteilnetzbetreiber. Für alle gelten unterschiedliche Voraussetzungen. Sei es aufgrund der Bevölkerungsdichte, sei es wegen der Anzahl von EE-Anlagen.
Die Untersuchung basiert daher auf dem Gedanken, dass es keine allgemeingültige Strategie für den Netzausbau geben kann. Stattdessen sucht P3 individuelle Lösungen.
Die anschließende Analyse ist gut nachvollziehbar. Zunächst werden neun Technologieoptionen vorgestellt, die zur Netzentlastung beitragen. Dazu gehören: Last- und Erzeugungstechnologien, Speichertechnologien, intelligente Netzbetriebsmittel und der klassische Netzausbau. Es folgt eine Aufteilung Deutschlands in dreizehn Lokalszenarien. Einflussgrößen sind unter anderem Wetterregion, Gebiets-, Straßen- und Haustyp, sowie installierte Anlagenleistung und Anlagenanzahl.
Weiter werden zehn verschiedene Netztypen bestimmt – ebenfalls anhand unterschiedlicher Parameter. So zum Beispiel Spannungsebene, Netzstruktur oder die spezifische Versorgungsaufgabe.

Zuletzt werden die neun Technologien auf Wirksamkeit und Investitionskosten untersucht – in jeweils 130 möglichen Kombinationen aus Netztyp und Lokalszenarien.

Das Ergebnis: Mit alternativen Technologien lassen sich je nach Netztyp zwischen 40 und 100 Prozent der Ausbaukosten einsparen. P3 hat die eigenen Zahlen denen herkömmlicher Studien gegenübergestellt. Dort liegen die Kostenschätzungen zwischen 3 Milliarden und über 20 Milliarden Euro (siehe Deutsche Energie Agentur). Bleibt die Hoffnung, dass Energieminister Sigmar Gabriel schon davon Kunde bekommen hat!