Chefnotiz am Freitag 15.08.2014

Spreewald: Mit Bakterien gegen Umweltschäden

„Katastrophe für den Spreewald“ titelten die Zeitungen in den letzten Jahren immer wieder. Es ist tatsächlich nicht zu leugnen – die Spree zeigt sich in einem hässlichen Rostbraun. Die Ursache dafür ist in den stillgelegten Braunkohlewerken der Lausitz zu finden. Dort wurde zu DDR-Zeiten Grundwasser abgesenkt, um Braunkohle im Tagebau fördern zu können. In den Abraummassen gelagerter Pyrit oxidierte zu Sulfat und Eisenhydroxid  – auch Eisenocker genannt. Nach der Schließung der Werke stieg das Grundwasser wieder an. Seitdem werden die löslichen Verwitterungsprodukte in die umgebenden Gewässer gespült. Für den Mensch ist Eisenocker zwar ungefährlich. Doch er beeinträchtigt das Ökosystem des Spreewalds – immerhin Biosphärenreservat der UNESCO. 

Forscher des Instituts für Bergbaufolgelandschaften Finsterwalde suchen nach einer Lösung für das Problem. Die Idee: Der Zerfall des Pyrits soll direkt im Boden rückgängig gemacht werden.  Damit  Eisenhydroxid und Sulfat wieder eine feste Verbindung eingehen, leiten die Forscher in einem ersten Schritt Glyzerin in den Boden.  Mit Hilfe des Glyzerins werden bestimmte  Mikroorganismen aktiviert.  Die Bakterien nutzen den im Sulfat enthaltenden Sauerstoff. Schwefel bleibt übrig. Dieser verbindet sich mit dem gelösten Eisen zu Eisensulfid. Nach einer Weile wandelt sich das Eisensulfid zu Eisenmonosulfid, dann zu Eisendisulfid. Und eventuell auch weiter, so Christoph Hildmann vom  Finsterwalder Institut. 

Im Deutschlandfunk stellte Hildmann kürzlich sein Pilotprojekt vor. Dieses läuft auf einem Abschnitt von hundert Metern parallel zur Spree. Eine Reduzierung der Eisenbelastung von derzeit 500 Milligramm pro Liter Wasser auf circa 30 Milligramm sei möglich, sagt der Forscher. Als schädlich gilt jedoch schon ein Wert von drei Milligramm pro Liter. Trotzdem – es besteht begründete Hoffnung, dass sich das Naturparadies erholt.